Wissenswertes zur Orgel

Die Orgel ist schon seit der Antike bekannt. Etwa um das 10. Jh. herum begann sie sich auch in Europa zu verbreiten, da ihr starrer, nicht verklingender Ton sich gut zur Begleitung der Klostergesänge eignete. Bald hielt die Orgel auch Einzug in die Kirche und wurde über die Jahrhunderte weiter entwickelt. Im 19. Jh. kam es nach der Barockzeit zu einer neuen Blüte des Orgelbaus, viele Orgeln hier im Umkreis stammen aus dieser Zeit - Burgliebenau, Dölbau, Döllnitz, Reideburg - und auch unsere Gerhard-Orgel. Wie jeder Mensch besitzt auch die Orgel eine 'Lunge' - bestehend aus einem großen Blasebalg, der als Windreservoir dient und von einem elektrischen Gebläse gefüllt wird. Diese Luft, der sog. Wind, wird dann in der Orgel durch ein Kanalsystem geleitet und gelangt in die Windladen, wo sich die Ventile der einzelnen Pfeifen befinden. Drückt der Organist nun eine Taste auf der Klaviatur, wird dadurch eine Mechanik betötigt, die das Ventil an der Pfeife öffnet, sodass der Wind in die Pfeife gelangen und sie zum Klingen bringen kann. Die Lochauer Orgel besitzt etwa 800 Orgelpfeifen, manche dünn wie ein Bleistift, manche so groß, dass zwei oder drei Menschen sie tragen müssen. Die Pfeifen der Lochauer Orgel sind alle sogenannte Lippenpfeifen, das bedeutet, sie funktionieren wie eine Blockflöte, nur dass jede Taste auf der Klaviatur eine eigene Pfeife besitzt. Dennoch sehen die Pfeifen ganz verschieden aus und sind aus verschiedenen Werkstoffen hergestellt - Kiefernholz, Zink und Zinn. Besonders die großen Pfeifen und Register, die warm klingen sollen, sind aus Holz hergestellt. Außerdem entscheiden die Breite des Labiums (dort wo der Ton erzeugt wird) und die Mensur (das Verhältnis vom Durchmesser zur Länge der Orgelpfeife) den Klang der einzelnen Pfeifen. All die unterschiedlichen Pfeifen sind in Registern zusammengefasst. Zieht der Organist nun diese Register, erklingen die verschiedenen Pfeifen zusammen in verschiedensten Farben und Kombinationen. Die Orgel ist sozusagen ein Vorgänger des Synthesizers. Nach Abschluss der Sanierung wird sie in vollem Umfang wieder ihre Register zur Ehre Gottes ertönen lassen.

Text: Johannes Richter (Organist und Kirchenmusikstudent)  

Aufbau der Orgel 

 
Hauptwerk (1. Manual) Oberwerk (2. Manual) Pedal
mit starken Stimmen für führende Aufgaben  farbige und sanfte Stimmen für Begleitaufgaben und Soli das Werk für Fundament und tragende Aufgaben

Prinzipal 8'

  • Orgelpfeifen aus Metall
  • die wichtigste Stimme und das Klangfundament der Orgel
  • starker, tragender, voller Ton
  • (18 Pfeifen sind auf dem Bild sichtbar)
Flauto dolce 4'
  • Orgelpfeifen aus Holz
  • Flötenstimme, eine Oktave höher
  • sanft, hell, verspielt und flink im Klang
Violoncello 8'
  • Orgelpfeifen aus Holz
  • der Solist im Pedal
  • scharf schneidend, sehr durchsetzungsfähig aber nie grob klingend
Oktave 4'
  • Orgelpfeifen aus Metall
  • eine Oktave höher als Prinzipal 8
  • etwas schlanker und heller, aber kräftiger, tragender Ton
  • (9 Pfeifen sind auf dem Bild sichtbar)
Flauto amabile 8'
  • Orgelpfeifen aus Holz
  • liebliche, sehr sanfte Flöte, ruhig im Klang
  • mischfähig, warm und rund
Octavbaß 8'
  • Orgelpfeifen aus Holz
  • Klang ähnlich Prinzipal 8'
  • nur weiter und tragender, warm und voll
Bordun 16'
  • Orgelpfeifen aus Holz
  • eine Oktave tiefer als Prinzipal 8'
  • warmer, fülliger, etwas dumpfer Klang
Salicional 8'
  • Orgelpfeifen aus Metall
  • Pendant zur Gambe im Hauptwerk
  • noch obertonreicher und näselnder, etwas gläsern im Klang
Subbaß 16'
  • Orgelpfeifen aus Metall
  • das Hauptregister im Pedal - Fundament der Orgel
  • weiter, voller, tragender und tiefer Ton
Gamba 8'
  • Orgelpfeifen aus Holz von C bis H, alle anderen aus Metall
  • ein Solist im Hauptwerk
  • sägend, obertonreich, scharf und schmal, doch stark im Klang
Geigenprinzipal 8'
  • Orgelpfeifen aus Metall von C bis H, alle anderen aus Metall
  • die starke Stimme im Hinterwerk
  • Klang etwas weicher, schmaler und sanfter als Prinzipal 8' im Hauptwerk
 
Hohlflöte 8'
  • Orgelpfeifen aus Holz
  • ähnlich einer Querflöte, etwas leiser
  • weicher, runder und voller Klang
   
Quinte 2 2/3'
  • Orgelpfeifen aus Metall
  • eine Oktave plus Quinte höher als Prinzipal 8'
  • Farbregister und "rauchige" Ergänzung
  • Klang herb und etwas melancholisch
   
  Oktave 2'
  • Orgelpfeifen aus Metall
  • zwei Oktaven höher als Prinzipal 8'
  • Spitze der Klangpyramide, hell, spitz, strahlend
   
  Mixtur 3-fach
  • Orgelpfeifen aus Metall
  • Klangkrone der Orgel
  • pro Ton erklingen 3 kleine Pfeifen
  • golden rauschender, festlicher, majestätischer Klang